Berlin, Germany
24. Juli 2012
Auf Einladung der National Farmers Union (NFU) fand in der Zeit vom 1. bis 3. Juli 2012 der Internationale Ölsaaten-Produzenten Dialog (IOPD) in London statt. Zum 15. Mal trafen sich Erzeugervertreter von 14 Ölsaatenverbänden aus 10 Ländern, um aktuelle Fragen der Ölsaatenerzeugung und die zukünftigen Herausforderungen zu diskutieren. Die europäischen Rapserzeuger waren durch ihre Verbände FOP/Frankreich, NFU/England und UFOP vertreten.
Die jährlichen IOPD-Tagungen stärken den Austausch der Erzeuger aus den verschiedenen Erzeugerregionen der Welt. Dabei wird nicht nur die jeweilige Versorgungslage dargestellt. Gerade in diesem Jahr meldeten viele Regionen Probleme mit Auswinterungsschäden, Trockenheit oder Überschwemmungen. Insofern stellt sich die Versorgungssituation aktuell weltweit angespannt dar.
Die globale Marktentwicklung wurde auf der Konferenz aufgrund des steigenden Bedarfs für Nahrung und Energie durchweg positiv eingeschätzt. Sorge machen den Soja- und Canola-Erzeugern hingegen die restriktive Haltung der EU gegenüber der Gentechnik und die fehlenden Grenzwerte für zufällige gentechnische Verunreinigungen. Hier wurde auf die finanziellen Risiken hingewiesen, wenn z.B. in einer Schiffsladung eine zufällige Verunreinigung festgestellt werden sollte.
Diskutiert wurden aber auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen in den Erzeugerregionen, u.a. der Stand zur Fortführung der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik nach 2013. Im Mittelpunkt der diesjährigen Konferenz standen aber die nachhaltige Erzeugung von Ölsaaten und Pflanzenölen sowie der Stand der Umsetzung der EU-Richtlinie für Erneuerbare Energien. Die UFOP wies in ihrer Präsentation auf die Bestimmungen für die Dokumentation und Zertifizierung vom Rohstoffanbau bis zur Produktion und Verwendung von Biokraftstoffen hin, die für Deutschland seit 2011 in Kraft sind. Diskutiert wurden auch die steigenden Treibhausgas-Anforderungen und die Umstellung auf die Klimaschutzquote nach der EU-Richtlinie für die Kraftstoffqualitäten, die in Deutschland als erstem EU-Land bereits 2015 gelten.
Als große Herausforderung wurde von vielen Teilnehmern die Debatte um die Indirekten Landnutzungsänderungen (iLUC) gesehen. Die französischen und deutschen Vertreter wiesen auf die Forderung der Ölsaatenerzeuger auf Brüsseler Ebene hin, die Entscheidungen ausschließlich auf wissenschaftlich basierter Grundlage zu treffen. Allen Erzeugervertretern wurde bewusst, dass die Anforderungen seitens der Politik zunehmen werden, die Treibhausgas-Emissionen im Anbau und in der Verarbeitungskette zu senken.
Die verabschiedete Resolution der IOPD XV hat folgenden Wortlaut:
Abschlusserklärung
INTERNATIONALER ÖLSAATEN-PRODUZENTEN DIALOG (IOPD) XV
01. - 03.07.2012 in London
Die unterzeichnenden Teilnehmer des International Oilseed Producer Dialogue (IOPD), der vom 01.-03.07.2012 in London, Großbritannien, stattgefunden hat, verabschieden die folgende Erklärung:
Die Teilnehmer des IOPD arbeiten gemeinsam an der Entwicklung und Förderung eines soliden Geschäftsumfeldes in unserem Industriezweig, das es den Ölsaaterzeugern gestattet, auf lange Sicht überlegensfähige und rentable Umsätze zu erzielen.
Die Teilnehmer des IOPD unterstützen die umfassende Liberalisierung des Handels und einen verbesserten Marktzugang sowohl in Industrie-, als auch in Entwicklungsländern. Erzeuger und Verbraucher können am Wachstum des Nahrungsmittel- und Non-Food-Marktes partizipieren, das sich durch die weiter fortschreitende Liberalisierung ergibt. Die Teilnehmer des IOPD sind überzeugt, dass erfolgreiche Handelsgespräche zur Sicherung rentabler Einkommen für die Erzeuger von Ölsaaten und Eiweißpflanzen führen.
Die Teilnehmer des IOPD erkennen die Notwendigkeit zur Bereitstellung immer größerer Mengen von Eiweiß und pflanzlichen Ölen in der Welt. Dazu unterstützen wir verstärkte Forschung und Investitionen in die landwirtschaftlichen Bereiche in Entwicklungs- und Industrieländern.
Die Teilnehmer des IOPD würdigen den bei der Erschließung neuer Gebiete für den Einsatz von Ölsaaten erreichten Fortschritt – einschließlich Biokraftstoffe, pflanzliche Öle und Eiweißprodukte –und unterstützen eine nachhaltige Entwicklung von umweltfreundlichen Produkten. Der IOPD begrüßt den Beitrag dieser Einsatzgebiete und die Stabilisierung des Marktes für eine nachhaltige Entwicklung.
Die Teilnehmer des IOPD unterstützen zeitgemäße, transparente und wissenschaftlich begründete Kontroll- und Zulassungssysteme für alle nachhaltigen Technologien – einschließlich der Biotechnologie – und zwar für alle Ölsaaten, pflanzlichen Öle und deren Produkte. Zur Vermeidung von Störungen des Handels fordern die Teilnehmer des IOPD die Regierungen auf, die nach dem CODEX zugelassenen Bewertungen für geringfügige Spuren von Biotechnologieereignissen in international gehandelten Waren und Produkten umzusetzen und angemessene Schwellenwerte festzulegen. Die Teilnehmer des IOPD empfehlen auch die Beseitigung von Problemen durch die asynchronen Zulassungsverfahren. Wir fordern, dass Regierungen die Zulassung von Biotechnologiezeugnissen, deren Sicherheit der Anwendung nachgewiesen ist, auf längere Zeiträume ausdehnen oder unbefristet verlängern sollten.
Die Mitglieder des IOPD empfehlen und unterstützen landwirtschaftliche Produktionssysteme, einschließlich der Biotechnologie, die zur Bewahrung und zum Schutz der Umwelt beitragen, aber gleichzeitig das für die Deckung des weltweit steigenden Bedarfs notwendige hohe Produktivitätsniveau erreichen und für die Erzeuger die Rentabilität sichern.
Die Teilnehmer des IOPD sind nachhaltigen Produktionssystemen in der Landwirtschaft auf geeigneten Flächen für die Erzeugung von Nahrungsmittel, Futter und Non-Food-Erzeugnissen verpflichtet. Wir sind überzeugt, dass Umweltbewertungen auf tragfähigen, wissenschaftlich fundierten Fakten beruhen müssen. Hinsichtlich der Annahmen im Zusammenhang mit „indirekten Landnutzungsänderungen (ILUC)“ besteht ein Bedarf an stark verbesserten, belastbaren wissenschaftlichen Belegen und einem internationalem Konsens, bevor die Schlussfolgerungen von ILUC in Vorschriften zu erneuerbaren Energien ihren Niederschlag finden. Nachhaltige landwirtschaftliche Produktionssysteme können den Bedarf der heutigen Generation erfüllen und die Möglichkeit für künftige Generationen zur Deckung ihres eigenen Bedarfs bereitstellen durch:
- Steigerung der Produktivität zur Deckung des künftigen Bedarfs bei gleichzeitiger Minderung der Auswirkungen auf die Umwelt.
- Verbesserung des Zugangs zu sicheren Nahrungs- und Futtermitteln und die Herstellung von Kraftstoffen, welche die Luftqualität verbessern und die Freisetzung von Treibhausgasen reduzieren.
- Verbesserung der sozialen und wirtschaftlichen Lage der landwirtschaftlichen Erzeuger und der weltweiten Gemeinschaft.
Die Teilnehmer des IOPD werden mit allen Interessengruppen der Lieferkette – einschließlich Entscheidungsbeeinflussern und Verbrauchern – zusammenarbeiten, um eine nachhaltige Entwicklung auf der Grundlage von Ergebnissen und Wissenschaft sicherzustellen.