Berlin, Germany
9. Dezember 2011
Anlässlich der Mitgliederversammlung 2011 der Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e.V. (UFOP) fand in Berlin ein mit rund 100 Teilnehmern sehr gut besuchtes öffentliches Dialogforum statt. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die zentrale Herausforderung der Senkung von Treibhausgasemissionen im Rahmen der Nachhaltigkeitsgesetzgebung für den deutschen Raps.
Dr. Yelto Zimmer, Johann Heinrich von Thünen-Institut (vTI) , erläuterte in seinem Vortrag das globale Einkaufsverhalten der Mineralölindustrie bei Biokraftstoffen. Vor dem Hintergrund der Einführung der Klimaschutzquote in Deutschland im Jahre 2015 erwarte er erhebliche Preiseffekte aufgrund von niedrigeren CO2-Vermeidungskosten für Importsaaten bzw. Importöle. In der Folge könnte Deutschland vom Netto-Importeur zum Netto-Exporteur bei Rapssaat werden mit entsprechenden Konsequenzen für die deutsche Landwirtschaft. Allerdings - so resümierte Dr. Zimmer – bestehe zu den Marktwirkungen noch erheblicher Forschungsbedarf.
Prof. Dr. Uwe Lahl, BLZ Kommunikation und Projektsteuerung GmbH, setzte sich in seiner Präsentation mit den indirekten Landnutzungsänderungen iLUC auseinander. Für die künftige Berücksichtigung von iLUC-Effekten in der Berechnungsformel der Treibhausgaseinsparung ist eine korrekte Prognose des globalen iLUC-Effektes der EU-Biokraftstoffpolitik Voraussetzung. Allerdings sind entsprechende Modell-berechnungen so unsicher, dass eine Verrechtlichung mit hohen Risiken verbunden wäre. Gegenüber den Bestrebungen der EU-Kommission, nach dem besten aller Modelle zu suchen, schlägt Prof. Dr. Lahl vor, iLUC regional und problembezogen auf der Ebene einzelner Länder zu erfassen. Insofern sind nur solche Maßnahmen zur Vermeidung von iLUC als geeignet einzuschätzen, die an den Ursachen von brennenden Regenwäldern ansetzen und die Landnutzungspolitik in Süd-Ostasien und Südamerika adressieren.
Stefan Majer vom Deutschen BiomasseForschungsZentrum (DBFZ) stellte die Einflussfaktoren und mögliche Optimierungsansätze bei der Treibhausgas-bilanzierung von Biodiesel aus Raps in das Zentrum seines Vortrages. Demnach sind die Gasemissionen des Rapsanbaus im Wesentlichen durch die Produktion und den Einsatz von N-Düngemitteln sowie bei den Konversionen durch die Wärmebereitstellung geprägt. Die Treibhausgasemissionen aus der Vorkette der Stickstoffdüngemittelproduktion zeigen eine hohe Bandbreite. Bisherige Vorarbeiten des DBFZ und der UFOP führen zu theoretischen Einsparpotenzialen bei den Treibhausgasemissionen bei Biodiesel aus Raps in Größenordnungen von 65 Prozent.
Prof. Olaf Christen, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, referierte zu innovativen Verfahren und Chancen für den heimischen Rapsanbau. Insbesondere setzt er sich mit der Thematik der Lachgas-emissionen auseinander. Optimierungspotenziale ergeben sich aus der Form der N-Düngung, der organischen Bodensubstanz, dem Einsatz von stabilisierten Düngemitteln sowie der Ertragsleistung durch Züchtung, Pflanzenschutz und Produktionstechnik. Problematisch ist die Zuordnung von Effekten auf einzelne Kulturarten. Insofern sollten Überlegungen zu einem Übergang auf die Bezugsbasis Fruchtfolge angestellt werden. Von besonderer Bedeutung und als große Herausforderung ist darüber hinaus der Wissenstransfer in die Praxis zu Treibhausgas optimierten Anbausystemen anzusehen.
Mit den Ölsaaten wurde Anfang der 1990er Jahre der Anbau von nachwachsenden Rohstoffen in Deutschland auf Stilllegungsflächen eingeleitet. Der Anbau auf 900.000 bis 1 Million Hektar jährlich für die energetische Nutzung im Fahrzeugtank stellt heute das mengenmäßig bedeutendste Absatzsegment für den deutschen Raps dar.