Giessen, Germany
August 4, 2011
Die Hungersnot am Horn von Afrika zeigt eindringlich, dass Hunger und Ernährungsunsicherheit zu den gravierendsten Problemen unserer Zeit zählen. In einem Pressegespräch stellt Prof. Dr. Dr. Reimer Gronemeyer, Soziologie, ein neues Projekt zur Ernährungssicherung in ländlichen Entwicklungsgebieten in Afrika vor. Das Pressegespräch findet am 10. August 2011 um 11 Uhr im Philosophikum II der Universität Gießen statt.
„Die Menschen hatten begonnen, das Saatgut aufzuessen“, so schilderte Günter Nooke, Afrika-Beauftragter von Bundeskanzlerin Angela Merkel, die Dramatik der aktuellen Situation in Somalia. Die dramatischen Entwicklungen in und um Somalia führen vor Augen, dass die Ursachen dieser Hungerkatastrophe nicht allein im Klimawandel zu finden sind, sondern, so sagen Wissenschaftler, auch durch Agrarsubventionen, Phänomene wie „Landgrabbing“, also die Landnahme ausländischer Investoren, oder Lebensmittelspekulationen verursacht werden. Dabei bescheinigen Fachleute den afrikanischen Ländern oftmals gute Voraussetzungen für eine hinreichende Lebensmittelversorgung aus eigener Kraft. So stellt sich die Frage nach den wirklichen Ursachen für Hungerkatastrophen und Möglichkeiten für deren Verhütung.
Diesem Thema will sich das folgende Forschungsprojekt am Institut für Soziologie der Universität Gießen widmen: „Saatgut und Sozialsystem – Ernährungssicherung in ländlichen Entwicklungsgebieten am Beispiel der Ruvuma-Region in Tansania und der Oshana-Region in Namibia.“ Das Projekt unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. Reimer Gronemeyer läuft zwei Jahre lang und wird von der Fritz Thyssen Stiftung gefördert.
Zu einem Pressegespräch am 10. August 2011, um 11 Uhr im Philosophikum II (35394 Gießen, Karl-Glöckner-Str. 21, Haus H, 2. Stock, Raum 204a) laden der Projektverantwortliche Prof. Reimer Gronemeyer und seine drei ProjektmitarbeiterInnen Daniela Dohr (Dipl.-Päd.), Philipp Kumria (Dipl.-Soz.Wiss.) und Jonas Metzger (Dipl.-Soz.Wiss.) recht herzlich ein.
Infolge der aktuellen Welternährungsproblematik wenden sich nationale Politiken, Entwicklungsprogramme der internationalen Gemeinschaft und die (Medien-)Öffentlichkeit nach Jahrzehnten der Vernachlässigung wieder verstärkt dem Thema Sicherstellung von Ernährung und ländlicher Entwicklung zu. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Frage nach dem Umgang mit dem Saatgut als Ausgangspunkt der landwirtschaftlichen Produktion. Dabei kann ein zentraler Konflikt festgestellt werden: eine wachsende Abhängigkeit der Entwicklungsländer von importiertem Saatgut einerseits und andererseits die Bedeutung des traditionellen lokalen Saatguts. Das Projekt fragt nach dem sozio-kulturellen Umgang mit Saatgut von Kleinbauern in Tansania und Namibia. Wie hilfreich kann lokales Saatgut zur Bekämpfung von Hunger sein? Was leistet die kleinbäuerliche Landwirtschaft? Mit diesem Projekt bekommen drei junge WissenschaftlerInnen die Chance, ein wichtiges internationales Projekt mit mehrmonatiger Feldforschung in ländlichen Gebieten durchzuführen.