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Deutschland - Jahresrückblick der Pflanzenzüchter


Bonn, Germany
17. Dezember 2020

Der Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter e. V. (BDP) feierte 2020 sein 75-jähriges Jubiläum und betonte in der Öffentlichkeit die Leistungskraft und Erfolge der Pflanzenzüchtung. Gleichzeitig formulierte der Verband die notwendigen politischen und gesellschaftlichen Eckpunkte für die Arbeit der Pflanzenzüchter. Seit jeher steht die Pflanzenzüchtung am Ausgangspunkt der landwirtschaftlichen Produktion und bestimmt so maßgeblich die Art und Weise mit, wie heute und zukünftig Landwirtschaft betrieben wird. Die Corona-Pandemie hat in diesem Jahr daran erinnert, dass die Verfügbarkeit von Waren, insbesondere von Nahrungsmitteln, keine Selbstverständlichkeit ist. Umso wichtiger war im Frühjahr die Anerkennung der Systemrelevanz der Pflanzenzüchtung und ihrer Produkte Saat- und Pflanzgut. Im Jahresrückblick mit Ausblick auf das Wahljahr 2021 fasst der BDP seine wichtigsten Themen zusammen

Zukunft von Ackerbau und Landwirtschaft

Nach Entwürfen sowohl des Umwelt- als auch des Landwirtschaftsministeriums zur Ackerbaustrategie hat das BMEL einen umfassenden Diskurs gestartet, in dem die Pflanzenzüchtung eine wichtige Rolle einnimmt. Zum Handlungsfeld Pflanzenzüchtung im BMEL-Diskussionspapier hat der BDP darauf hingewiesen, dass die angedachten Maßnahmen zielführend und langfristig ausgestaltet werden müssen. „Um das Potenzial der Pflanzenzüchtung ausschöpfen zu können, müssen Politik und Administration die Rahmenbedingungen noch deutlich weiterentwickeln und den Züchtern in Deutschland Planungssicherheit geben“, erklärt Dr. Carl-Stephan Schäfer, Geschäftsführer des BDP.

Eine von der Bundesregierung getragene Ackerbaustrategie ist nach Ansicht des BDP mit Blick auf die Umsetzung des Green Deal auf europäischer Ebene notwendig und könnte auch der Zukunftskommission Landwirtschaft der Bundesregierung als Diskussionsgrundlage dienen. Das im Herbst eingerichtete Gremium beschäftigt sich mit der Gestaltung eines zukunftsfähigen Ackerbaus. Der BDP arbeitet in der Person seiner Vorsitzenden Stephanie Franck in der Zukunftskommission Landwirtschaft aktiv mit. Empfehlungen und Vorschläge zur Ausrichtung der Landwirtschaft in Deutschland sollten trotz des knappen Zeithorizonts bis zum nächsten Herbst ausformuliert werden.

Pflanzenzüchtungsforschung als Schlüssel für Umgestaltung bisheriger Systeme

Der Wunsch nach einem effizienten und schonenden Umgang mit vorhandenen Ressourcen und die Notwendigkeit des biobasierten Wirtschaftens sind verknüpft mit Forschungsfragen, die auch die Pflanzenzüchtung zentral betreffen. Diese Fragestellungen bearbeiten die Pflanzenzüchter in der Gemeinschaft zur Förderung von Pflanzeninnovation e. V. (GFPi). Steigender Befallsdruck durch tierische Schaderreger, Strategien zur Reduktion von Pflanzenschutzmitteln sowie die zunehmende Resistenzbildung gegenüber insektiziden Wirkstoffen in Insektenpopulationen erfordern neue Schwerpunkte in der Pflanzenzüchtung. Die Pflanzenzüchter fordern daher eine über 10 bis 15 Jahre interdisziplinär angelegte Forschungsstrategie zum Insektenmanagement und eine entsprechende Bekanntmachung zur Forschungsförderung.

Bereits heute ermöglicht die Auswahl von Sorten aus einer breiten Palette züchterisch bearbeiteter Kulturarten eine standortangepasste Landwirtschaft. „Für einen noch besser an die sich wandelnden Umweltbedingungen angepassten Ackerbau, der zugleich umweltschonend, ressourceneffizient und ertragssicher wirtschaftet, wird die Ergänzung der bereits bestehenden Kulturartenvielfalt um bislang wenig genutzte Kulturarten ein wichtiges Element sein. Neben der öffentlich getragenen Forschung setzt die privatwirtschaftliche züchterische Bearbeitung solcher Kulturarten eine Nachfragesteigerung in der Landwirtschaft voraus“, betont Dr. Schäfer.

Im Wissenschaftsjahr 2020 zur Bioökonomie wurde einmal mehr die Bedeutung der Pflanzen- und Züchtungsforschung bei der Umstellung auf eine neue Wirtschaftsweise deutlich. Insbesondere wird es darum gehen, biologische Prozesse besser zu verstehen und ihre Regulation und Wechselwirkungen zu analysieren.

Schutz geistigen Eigentums in der Pflanzenzüchtung weiter verankern

Die Entscheidung der Großen Beschwerdekammer des Europäischen Patentamtes (EPA) im Mai 2020 zum Patentierungsverbot von Pflanzen aus Kreuzung und Selektion festigte den Sortenschutz als primäres Schutzrecht in der Pflanzenzüchtung. „Dieser wichtige Schritt darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass gesetzliche Lücken die Umsetzung des Sortenschutzrechts erschweren. Den Pflanzenzüchtern entgeht mit über 15 Millionen Euro etwa die Hälfte der ihnen zustehenden Nachbaugebühren. Der Züchtungsfortschritt wird dadurch massiv gehemmt. Die gesetzliche Grundlage muss entsprechend korrigiert und eine praxisnahe Nachbauregelung geschaffen werden“, fordert Dr. Schäfer.

Neue Züchtungsmethoden

Mit Spannung wird die für April 2021 angekündigte Stellungnahme der Europäischen Kommission zur Aktualität der europäischen Gentechnikgesetzgebung erwartet. Perspektivisch wird der rechtliche Status der neuen Züchtungsmethoden entscheidend dafür sein, ob die Verfahren in Deutschland und Europa angewendet werden können. Pflanzen aus neuen Züchtungsmethoden wurden 2018 durch den Europäischen Gerichtshof (EuGH) pauschal als gentechnisch veränderte Organismen (GVO) eingestuft. Der BDP sieht nach wissenschaftlicher Erkenntnislage keinen Grund dafür, Pflanzen, die sich nicht von klassisch gezüchteten unterscheiden oder auch natürlicherweise vorkommen könnten, als GVO zu regulieren, und setzt sich für eine Anpassung der Gesetzgebung ein.

Das in diesem Jahr von 54 Pflanzenzüchtungsunternehmen gestartete Gemeinschaftsprojekt PILTON soll Antworten auf offene Fragen im Bereich der neuen Züchtungsmethoden liefern. Im Projekt werden Weizenpflanzen mit verbesserter, multipler und dauerhafter Pilztoleranz mittels CRISPR/Cas entwickelt. So soll der Nutzen neuer Züchtungsmethoden für eine ressourcenschonende und produktive Landwirtschaft evaluiert und konkret das Potenzial zur Einsparung von Pflanzenschutzmitteln überprüft werden. „Die Pflanzenzüchter wollen darüber hinaus auch analysieren, wie derzeit angebotene Genome Editing-Methoden von Unternehmen der Pflanzenzüchtung, auch vor dem Hintergrund bestehender Schutzrechte, genutzt werden können. Lizenzstrukturen der Anbieter und deren Anforderungen an potenzielle Lizenznehmer sollen mit den Möglichkeiten der in Deutschland tätigen Pflanzenzüchtungsunternehmen abgeglichen werden“, erklärt Dr. Schäfer einen Schwerpunkt des Projekts. Eine weitere zentrale Frage ist, wie die erzielten Projektergebnisse in der landwirtschaftlichen Praxis ankommen können. Eine Überprüfung im Feld wird unerlässlich sein, um die Toleranzeigenschaften unter Praxisbedingungen zu testen.

Ausblick 2020

Für das Wahljahr 2021 und die weitere Ausgestaltung politischer und legislativer Schwerpunktthemen weist der BDP darauf hin, dass die Nutzbarmachung von Innovationen aus der Pflanzenzüchtung essenziell für die Weiterentwicklung der Landwirtschaft ist. Dazu zählen neben einer langfristigen Forschungsförderung der freie Zugang zu genetischen Ressourcen und der adäquate Schutz des geistigen Eigentums. Zudem ist es unerlässlich, ein breites Methodenspektrum inklusive neuer Verfahren des Genome Editing anwenden zu können. „Diese Konzepte dürfen sich nicht auf die Dauer einer Legislaturperiode beschränken und müssen kohärent gestaltet werden“, resümiert Dr. Schäfer.

Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter e. V. (BDP):

Der BDP bündelt die Interessen seiner Mitglieder aus den Züchtungsbereichen Landwirtschaft, Gemüse, Zierpflanzen und Reben sowie dem Saatenhandel. Rund 130 Unternehmen sind auf den Gebieten der Züchtung und des Vertriebs landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kulturarten tätig. Davon betreiben 57 eigene Zuchtprogramme. Die einzelnen Firmen arbeiten in der Regel an mehreren Fruchtarten. Der BDP setzt sich auf nationaler und europäischer Ebene für eine optimale Ausgestaltung der Rahmenbedingungen für die Züchtung und die Saatgutwirtschaft sowie für die Organisation der Pflanzenforschung, für die Förderung neuer Technologien und die Weiterentwicklung des Sorten- und Saatgutwesens ein.



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Website: http://www.bdp-online.de

Published: December 17, 2020

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