„Vielfalt am Acker ist die beste Versicherung für Ernährung künftiger Generationen“, betonte Bundesminister Andrä Rupprechter bei einem Besuch in der Genbank der AGES in Linz.
Der Minister übernahm dabei die Patenschaft für eine seltene Gerstensorte. Die alte Landsorte 'Tiroler Imperial' (Fisser Gerste) stehe stellvertretend für die Erhaltung und Nutzung des heimischen pflanzengenetischen Materials. Anlässlich der Debatten rund um den Welternährungstag verwies Rupprechter auf die Bedeutung der Gen-Ressourcen für die Zukunft der Landwirtschaft und die Ernährungssicherheit. „Der Klimawandel ist eine riesige Herausforderung für die Landwirtschaft. Die pflanzengenetischen Ressourcen sind eine Chance, die wir nützen wollen“, so der Minister.
Die 'Tiroler Imperial' ist eine alte Gerstensorte, die in der Zwischenkriegszeit bis auf 1.400 Meter Seehöhe (Tiroler Gemeinde Fiss) auf kargem Boden angebaut wurde. In den 1950-er Jahren war das Saatgut dieser Sommergerste so begehrt, dass es bis nach Südamerika exportiert und in den Anden angebaut wurde. Mit dem Rückgang des Getreideanbaus in den alpinen Lagen Österreichs in den 50-er und 60-er Jahren geriet die 'Tiroler Imperial' fast in Vergessenheit. Seit 1969 lagert ein Muster der Sorte in der Genbank der AGES in Linz, wo die Reinheit und Vermehrbarkeit dieser Sorte erhalten wird.
Bundesminister Rupprechter (BMLFUW) mit Wolfgang Kainz (AGES)
Inzwischen wurde die 'Tiroler Imperial' von einigen Bauern und regionalen Initiativen wieder entdeckt: Sie wird für verschiedene kulinarische Produkte (Gerstlsuppe, regionaler Whisky, „Fisser Bier“) genutzt. Um die Nutzung dieser traditionellen Sorte zu fördern, wurde sie als so genannte „Erhaltungssorte“ in die Liste der geförderten Sorten für den Anbau von seltenen Landwirtschaftlichen Kulturpflanzen (SLK) aufgenommen. Durch den Eintrag in die österreichische Sortenliste steht mittlerweile wieder geprüftes Saatgut zur Verfügung. Im Rahmen der ÖPUL-Maßnahme „Anbau seltener landwirtschaftlicher Kulturpflanzen“ (SLK) haben im Vorjahr fünf Landwirte rund 18 Hektar angebaut.
Das Erbgut alter Pflanzen ist die Grundlage für unsere Ernährung
Die Genbank in Linz erhält die 'Tiroler Imperial' schon seit 1969 an ihrem Standort und bewahrt auch andere alte und traditionelle Sorten sowie Heil- und Gewürzkräuter vor dem Verlust und stellt Muster davon für die weitere Nutzung, Züchtung und Forschung weltweit zur Verfügung. Gerade im Hinblick auf den Klimawandel rückt der Anbau von in Vergessenheit geratenen Arten und Sorten für eine breitere Ernährungsbasis und Ernährungsvielfalt in den Vordergrund. Viele ihrer genetischen Eigenschaften wie beispielsweise Hitze-, Kälte-, Trockentoleranzen, aber auch Krankheitsresistenzen etc. werden künftig verstärkt gefragt sein. Das Thema Vielfalt und Biodiversität ist daher auch ein Kernthema des von Landwirtschaftsminister Rupprechter initiierten Strategieprozess Zukunft Pflanzenbau.
In der AGES-Genbank lagern rund 5.000 Muster von landwirtschaftlich genutzten Pflanzenarten, die als Samen auch bei Temperaturen von minus 20 °C langfristig gesichert werden. Gewürz- und Heilkräuter bzw. vegetativ erhaltene Arten werden auch in extra angelegten Parzellen angebaut. Die bekanntgegebenen nationalen „Muster“ finden sich im Katalog unter www.genbank.at.