Mit der neuen Düngeverordnung ist ein Durchschnittsgetreideertrag von 86 dt/ha Getreide in Deutschland nicht mehr zu erzielen. Diese Auffassung vertritt Dr. Hansgeorg Schönberger, Geschäftsführer des Pflanzenbauberatungsunternehmens N.-U. Agrar GmbH, Schackental, im Rahmen der Ackerbautagung des Deutschen Bauernverbandes (DBV).
Der Fachmann erläuterte die „schlimmsten“ Folgen der geplanten Verordnung. Das Streichen der N-Düngung im Herbst würde die Strohrotte ins Frühjahr verlagern. Damit wird der Wasserhaushalt in der Hauptwachstumsphase beansprucht. Außerdem würde zusätzlich Stickstoff gebunden, den die Pflanze benötigt und die N-Effizienz vermindert. Die Humusqualität nimmt zudem durch die Unterlassung der Strohausgleichsdüngung ab und würde ihre Funktion als Nährstoffpuffer einbüßen. Vor allem Trockengebiete hätten zusätzliche Ertragsrückgänge durch eine schwache Vorwinterentwicklung und ungenügende Wurzelbildung zu verzeichnen. Im Frühjahr werde zudem der Düngebedarf erhöht und der Krankheitsdruck gesteigert. Der Aufwand an Pflanzenschutzmitteln steigt in Folge.
Ein großes Problem sieht Schönberger des Weiteren in der Begrenzung der Phosphordüngung, welche ab 2020 geplant sei. Die Phosphordüngung, vor allem in Kombination mit organischer Düngung hat, wie Auswertungen zeigen, einen entscheidenden Einfluss auf den Ertrag. Schon jetzt seien Ackerböden an vielen Stellen mit Phosphor unterversorgt. Das Problem würde sich mit der Begrenzung verschärfen und mittelfristig in Ertragseinbußen niederschlagen.
Ein Vergleich von Schleswig-Holstein und Dänemark macht die Auswirkungen politischer Reglementierungen deutlich. In Dänemark ist mit der Einführung einer Düngerbegrenzung der Ertrag auf rund 72 dt/ha zurück gegangen. Auch die durchschnittlichen Eiweißgehalte entsprechen nur noch B-Weizenniveau. Damit ist Dänemark in der Wettbewerbsfähigkeit am internationalen Markt weit zurückgeschlagen und kann bestimmten Anforderungen an Qualitätsweizen nicht mehr genügen.
Sollte die Düngeverordnung in der jetzigen Planung auch für Deutschland umgesetzt werden, sind Ertrags- und Qualitätseinbrüche vorprogrammiert, so Schönberger und das wird auch durch züchterischen Fortschritt nicht kompensiert werden können.
Alternativ schlägt der Fachmann vor:
- Die Eiweiß-Effizienz in der Fütterung zu verbessern,
- die Genehmigung von wirtschaftlichen Tieranlagen in bisher „verschonten“ Gebieten zu fördern,
- Güllelager auch in Ackerbaugebieten zuzulassen,
- finanzielle Anreize für den Gülleaustausch zu bieten,
- die Ausbringung von Gülle im Herbst unter Zusatz von Nitrifikationshemmern zu erlauben.
Für jede Tonne Weizen, die wir in Deutschland und Europa auf günstigen Standorten nicht erzeugen, ist anderswo auf der Welt unter wesentlich kritischeren Verhältnissen die 3- bis 5-fache Fläche notwendig, so Schönberger.