Maintal, Germany
January 23, 2013
Ende letzter Woche waren die Notierungen wieder grün / Weltweite Anbauausdehnung beim Getreide kann Preisoptimismus zunichte machen
Seit Ende 2012 haben die Getreidekurse, Mais und Weizen durch die Bank Federn gelassen. Letzte Woche legten die Weizenkurse wieder zu. Sie notieren aber in Chicago mit knapp 8 US-Dollar pro Scheffel etwa einen US-Dollar unter den Höchstkursen von 2012. Diese wurden bekanntermaßen durch die US-Dürre ausgelöst. An der Pariser Matif (Nyse, Euronext) haben die Weizenpreise für März 2013 zu Beginn dieser Woche wieder das Niveau von 250 €/t erklommen und setzen damit ihre Seitwärtsbewegung, wenn auch auf erniedrigtem Niveau, fort. Mais kostete am Montag an der Pariser Börse um 245 €/t.
Vorerst zeichnet sich kein Licht am Ende des Horizonts für einen weiteren Preisanstieg ab. Im neuen Bericht des Internationalen Getreiderates (IGC) wird die weltweite Weizenproduktion (2012/13) um 2 Mio. t nach oben korrigiert, auf insgesamt 656 Mio. t. Bei gleichem Verbrauch bleiben die weltweiten Weizenlagerbestände bei 174 Mio. t. Das entspricht einer Versorgung aus Beständen von etwa 47 Tagen. Zur kommenden Saison wird aufgrund der guten Preissituation mit einer weltweiten Anbauausdehnung von 4 Prozent der Weizenfläche gerechnet. Auch die Maisproduktion hat der Getreiderat im Vergleich zu seiner letzten Schätzung heraufgesetzt. Weil gleichzeitig der Verbrauch steigt, sinken die Lagerbestände auf ein Neunjahrestief von 113 Mio. t (rund 30 Tage weltweite Versorgung). In der kommenden Saison dürfte auch der Maisanbau ausgedehnt werden. Rohstoffanalysten der DZ-Bank rechnen beispielsweise aufgrund weltweit ausgedehnter Anbauflächen in der kommenden Saison mit einer Rekordmaisernte von 919 Mio. t. Zum Vergleich: Im guten Erntejahr 2011/12 lag die weltweite Produktion bei 877 Mio. t. Aktuell wirken sich die Trockenheit in den USA, die den Weizen in schlechtem Zustand in den Winter geschickt hat, sowie gestiegene US-Weizenexporte positiv auf die Preisentwicklung aus. Zu Beginn dieser Woche bleiben die US-Börsen aufgrund eines Feiertages geschlossen. Dafür setzen die Kurse in Paris die grünen Vorzeichen “vorsichtig“ fort. Das französische Analystenhaus Strategie Grains hat die EU-Getreideernte zur kommenden Saison um 1 Mio. t auf knapp 290 Mio. t reduziert. Damit würde die ohnehin enge EU-Getreidebilanz weiter verknappt.
Am deutschen Kassamarkt hält die Winterruhe an. Die Futtermittelindustrie hat sich im Januar kurzfristig eingedeckt, was die Kurse für Futterweizen auf das Niveau von 260 €/t franko (frei Lager) Mitteldeutschland katapultiert hat. Auch Mühlen waren aktiv. Handelsbeteiligte beschreiben, dass aktuell weder Käufer noch Verkäufe am Markt aktiv sind. A-Weizen wird um 260 €/t franko Mitteldeutschland besprochen und B- wie Futterweizen um 255 €/t. Für E-Weizen, Gerste und auch Roggen gibt es keine Käufer. Zum Februar könnte der Markt durch den Bedarf der heimischen Industrie wieder kleine Impulse bekommen.
Signale für einen erneuten Aufwärtstrend vermag derzeit niemand zu sehen. Vorerst warten alle Beteiligten ab, wie die Wettermärkte weiter mitspielen. Bis auf Trockenheitsmeldungen in den USA zeichnet sich derzeit keine „Katastrophe“ ab. Sollte dieser „Trend“ anhalten, sind Erzeuger gut beraten, ihre Restmengen beim nächsten positiven Absatzsignal zu veräußern. Wenn sich zeigt, dass ausgedehnte Anbauflächen die internationalen Bilanzen zur kommenden Saison nachhaltig entlasten, ist eine Preisberuhigung sicher.