Germany
August 22, 2011
Roggen hat aufgrund seiner hohen Anbauwürdigkeit auch auf nährstoffarmen und leichten Standorten sowie wegen der hohen Toleranz gegenüber Frösten und Trockenheit einen festen Platz im deutschen Getreideanbau. „Traditionell werden zwei Drittel der Erntemenge von Roggen in Deutschland verfüttert, ein Drittel wird in der menschlichen Ernährung eingesetzt“.*
"Gülzower Plasma" - Der Genpool aus dem Roggenanbaugebiet
Bisher war das Anbauspektrum von Hybridroggen-Sorten dominiert, die auf die Verwendung des argentinischen „Pampa-Plasmas“ zurückgehen. Nun sind die ersten Hybriden mit einer neuen Genetik, dem „Gülzower Plasma“ großflächig im Anbau. Dieses Hybrid-Züchtungsprogramm basiert auf einem Genpool, der auf die besonderen Bedingungen in Roggengebieten ausgerichtet ist und seinen Ursprung in Gülzow/Ostdeutschland hat. Die Hybrid-Roggensorten HELLTOP und HELLVUS bringen zum Teil völlig neue Eigenschaften mit, was sich in der Verfütterung, in der Vermahlung und auch bei der Verwendung als Brotroggen zeigt.
Hervorragende Gesundheit und Anbaueigenschaften
Ein essentieller Bestandteil der Genetik ist die hohe eigene Pollenausschüttung, die eine optimale Bestäubung garantiert und die Zumischung von Bestäubersorten unnötig macht. Neben einem hohen Ertrag auch auf leichteren Standorten sind Braunrost-, Schwarzrost- und Mehltauresistenzen in den Sorten genetisch verankert. Diese außerordentliche Pflanzengesundheit sorgt auch in schwierigen Anbaujahren für sichere Erträge.
Dabei bilden die neuen Roggensorten die Erträge als Einzelährentypen über die Ausbildung großer Körner und schwerer Ähren. Möglich wird dies durch eine weitere genetisch veranlagte Besonderheit, das „Stabilstroh“. Wie Untersuchungen des IPK Gatersleben zeigen, ist die wellenförmig ausgebildete Epidermis des Halmes und der vergrößerte Halmdurchmesser in den unteren und mittleren Halmabschnitten kennzeichnend für die besondere Halmstabilität und die hervorragende Standfestigkeit. Obwohl die neuen Hybridroggensorten HELLTOP und HELLVUS die längsten Sorten im Sortiment sind, wurden sie vom Bundessortenamt bei der Lagerstabilität mit der Bestnote 2 eingestuft.
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In der Praxis haben großgewachsene Roggentypen Vorteile im Ertrag, da das Roggen-Korn auch über das Speicherpotential des Halms gebildet wird. Bei Roggen werden die Assimilate zunächst im Halm zwischengelagert bevor sie zur Kornausbildung genutzt werden.
Höhere Beimischungsmenge und bessere Futterverwertung
Als energiereiches Getreide stellt Roggen eine wertvolle Futterkomponente für die Tierernährung dar. Die Beimischungsmenge ist in der Praxis üblicherweise begrenzt, da Roggen mehr nicht- verdauliche Substanzen (insbesondere Pentosane) enthält als andere Getreidearten. HELLTOP und HELLVUS ermöglichen aufgrund Ihrer verbesserten Eigenschaften eine Erhöhung der Beimischungsmenge von Roggen in der Futterration. Wie eine Untersuchung des Julius Kühn-Instituts (JKI) Groß-Lüsewitz von insgesamt 60 Einzelproben ergab, bestehen deutliche Unterschiede zwischen den neuen Roggensorten und den am Markt befindlichen Vergleichssorten. Untersucht wurden Proben aus Anbauversuchen von neun Standorten aus der Ernte 2010. Gemessen wurden die Extraktviskosität, der Gesamtpentosangehalt und der Anteil der löslichen Pentosane. Auch die Protein- und die Fettgehalte wurden analysiert. Im Ergebnis zeigte HELLTOP eine um 50% niedrigere Extraktviskosität als Vergleichssorten. Die Gesamtpentosan- gehalte (bis zu 14%) lagen signifikant unterhalb der Werte der Vergleichssorten.
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Aus diesem Grund ist von einer höheren Futteraufnahme sowie einem besseren Verdauungsprozess gegenüber herkömmlichen Sorten auszugehen. Dieses Ergebnis soll durch Fütterungsexaktversuche bestätigt werden, die momentan am LELF Brandenburg durchgeführt werden. Zusätzlich wurde bereits in mehreren Untersuchungen ein um mehr als 1% höherer Proteingehalt bei HELLTOP gegenüber vergleichbaren Hybridsorten festgestellt.
Vorteile in der Vermahlung
Die Hellkornroggen HELLTOP und HELLVUS sind nicht nur für die Fütterung hervorragend geeignet, sondern bieten auch Vorteile in der Vermahlung und der Verwendung als Brotroggen. Die Mehlausbeute liegt 5-10% über dem Durchschnitt. Die Sorte HELLTOP hat unabhängig von der Beimischungsmenge gute Backeigenschaften.
Mehr zu HELLTOP und HELLVUS finden Sie hier.
* Gesamtpentosane im Roggen 2010, JKI, G.Jansen und H.-U. Jürgens