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Nordrhein-Westfalen, Germany - Landessortenversuche Winterraps 2024


Germany
August 2024

Quelle: Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen
Autor: Johannes Roeb, Heinz Koch



Winterraps LSV in der Vollblüte

 

Die Anbaufläche für Winterraps in Nordrhein-Westfalen hat sich zur Ernte 2024 von fast 61.000 ha auf etwa 53.000 ha reduziert. Die diesjährige Ernte fällt vor allem auf den eigentlich besseren Standorten nur mäßig aus. Die unterschiedliche Reaktion der Sorten auf die besonderen Witterungsbedingungen der Saison 2023/2024 erschwert eine sichere Sortenwahl.

Je schlechter der Boden, desto besser der Ertrag

Mehrjährig erzielt Winterraps auf tiefgründigen, gut durchwurzelbaren Löss- und Lehmböden mit hoher Wasserhaltekapazität die besten Erträge. Die extremen Niederschläge der vergangenen Saison führten allerdings dazu, dass besonders auf diesen Standorten der Boden oft wassergesättigt und die Wurzelentwicklung deutlich reduziert war. Auf schweren oder von Natur aus zu Staunässe neigenden Böden war die Situation oft noch kritischer und die Bestandesentwicklung erheblich beeinträchtigt. Die besten Winterrapsbestände ließen sich in der vergangenen Saison auf Standorten beobachten, die eigentlich zu den Grenzstandorten zählen und in „normalen“ Jahren regelmäßig unter Wassermangel leiden.

Die schlechte Wurzelentwicklung - besonders schwache Pflanzen ließen sich auch im fortgeschrittenen Entwicklungsstadium leicht mit einer Hand aus dem Boden ziehen - wirkte sich nicht nur negativ auf die Nährstoffaufnahme und damit die Ertragsbildung, sondern auch auf die Standfestigkeit aus. Dies wurde besonders in den ostwestfälischen Höhenlagen deutlich, in denen Schneefälle im April einige Bestände frühzeitig ins Lager drückten. Bodenunabhängig dürften sich auch die wenigen Sonnenstunden und die daraus resultierend begrenzte Photosyntheseleistung negativ auf den Ertrag ausgewirkt haben.

Der Krankheitsdruck lag insgesamt zwar auf einem geringeren Niveau als im Vorjahr, war aber trotzdem höher als in den überwiegend trockenen Jahren. Der Befall mit Schädlingen hingegen fiel, trotz der hohen Temperaturen nur durchschnittlich aus. Scheinbar war es selbst den Käfern in dieser Saison zu nass. Herausforderungen ergaben sich im Herbst durch Schnecken, die von den feuchten Bedingungen profitierten und aus den nicht immer optimalen Spritzfenstern für die Pflanzenschutzmaßnahmen.

Die Ernte selbst erfolgte, abgesehen von einigen früh lagernden und daraus resultierend zwiewüchsigen Beständen in Ostwestfalen, meist ohne größere Probleme aber überwiegend mit sehr enttäuschenden Ergebnissen. Wer bei der diesjährigen Ernte eine „4“ vor dem Kornertrag stehen hatte, konnte damit sehr zufrieden sein und hatte seinen Raps meist auf einem leichten, gut wasserdurchlässigen Standort stehen. Insgesamt allerdings deuten die bisherigen Rückmeldungen darauf hin, dass die Ertragsangabe häufig nur mit einer „3“ begann. Besonders stark von Starkregen und Schneefall betroffene Bestände erzielten teils auch weniger als 30 dt/ha, wenn diese nicht vorher umgebrochen und durch eine Sommerung ersetzt wurden. Die Ölgehalte lagen auf einem leicht überdurchschnittlichen Niveau.

Versuche wieder in zwei Pflanzenschutzintensitäten

Auch die Landessortenversuche der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen blieben von den übermäßigen Niederschlägen nicht verschont. Bedingt vor allem durch den Witterungsverlauf ließen sich von den ursprünglich 6 angelegten Versuchen letztlich nur 4 statistisch abgesichert auswerten. Die durchschnittlichen Kornerträge im Anbaugebiet der Löss- und Lehmböden lagen bei 36,3 dt/ha auf Gut Ving (Nörvenich), 40,4 dt/ha auf Haus Riswick (Pfalzdorf) und 34,4 dt/ha auf Haus Düsse (Welver).

Besonders der Versuch in Welver hatte unter Starkniederschlägen nach der Aussaat, Staunässe und einem leichten Kohlherniebefall gelitten, ließ sich aber, anders als der Versuch auf Haus Riswick, noch auswerten. Deutlich höhere Kornerträge von durchschnittlich 47,3 dt/ha wurden auf dem gut wasserdurchlässigen Sandboden in Greven erzielt. Am südwestfälischen Höhenstandort Rüthen lag der durchschnittliche Kornertrag bei 45,9 dt/ha. Der Versuch in Blomberg-Holstenhöfen zeigte bereits frühzeitig, dass die Drainage mit den diesjährigen Niederschlägen deutlich überfordert war und ging nach Schneefällen im Frühling zusätzlich ins Lager. Bei einem durchschnittlichen Kornertrag von nur 29,4 dt/ha ließ sich der Versuch aufgrund der sehr hohen Grenzdifferenzen nicht für den Ertragsvergleich werten.

Die in den Versuchen ermittelten Ölgehalte lagen zwischen durchschnittlich 43,3% (Nörvenich) und 47,1% (Welver), stehen allerdings noch unter Vorbehalt, da zur Ernte 2024 eine veränderte Analysemethodik genutzt wurde und die erforderlichen Vergleichsuntersuchungen noch nicht abgeschlossen sind. Die relativen Unterschiede zwischen den Sorten scheinen allerdings wie erwartet abgebildet zu werden. Der Ölgehalt ist auch für die Berechnung des Ölertrags und der Marktleistung relevant.

Neu ist, dass die Versuche nach 3 Prüfjahren ohne Fungizid-/Wachstumsreglermaßnahmen im Herbst und Frühling wieder mit zwei Pflanzenschutzintensitäten durchgeführt werden: In der reduzierte Stufe erfolgen nur die erforderlichen Herbizid- und Insektizidmaßnahmen. In der intensiven Stufe werden zusätzlich 0,8-1,2 l/ha Tilmor im Herbst und bei Bedarf 0,8-1,2 l/ha Architect + 0,4-0,6 kg/ha Turbo im Frühling sowie 1,0 l/ha Propulse zur Blüte eingesetzt. Da sich durch die 2-stufige Prüfung die Anzahl an Wiederholungen je Pflanzenschutzintensität reduziert, werden für die Berechnung der Ölertrags- und Marktleistung vorerst die Mittelwerte aus beiden Stufen verwendet. Die Kornerträge in den einzelnen Pflanzenschutzintensitäten werden auf der Website der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen dargestellt. Die durchschnittlichen Ertragsverluste bei einem Verzicht auf Wachstumsregler-/Fungizidmaßnahmen schwankten in den Versuchen zur Ernte 2024 zwischen 3% (Greven, allerdings witterungsbedingt ohne einen Wachstumsregler-Fungizideinsatz im Herbst und Frühling) und 24% (Nörvenich). Die ersten Ergebnisse weisen darauf hin, dass diese Mindererträge weniger aus dem direkten Befall mit pilzlichen Krankheiten, sondern vor allem aus der höheren Lagerneigung der Sorten in der reduzierten Stufe resultierten. Dies wurde besonders in den Versuchen in Nörvenich deutlich, in denen anders als in den Vorjahren eine Vielzahl an Sorten ohne entsprechende Wachstumsreglermaßnahmen deutlich ins Lager gingen und auch daher geringere Erträge erzielten.

Die nordrhein-westfälischen Versuche werden für die mehrjährige und länderübergreifende Auswertung durch insgesamt 8 weitere Versuche aus Niedersachsen und einen Versuch aus Hessen ergänzt.

Sortenwahl für wechselnde Bedingungen

Der schnelle Sortenwechsel einerseits und die anbaugebiets- und witterungsabhängig schwankenden Ertragsleistungen vieler Sorten andererseits machen es schwierig zuverlässige Hauptempfehlungen für Winterraps zu erarbeiten. Manche neuen Sorten erzielen ein- bis zweijährig sehr gute Erträge und fallen dann im dritten Prüfjahr deutlich ab während einige ältere Sorten in diesem schwierigen Jahr deutlich höhere Erträge erzielen als erwartet. Bei der Sortenwahl sollten daher neben den mehrjährigen und mehrortigen Versuchsergebnissen auch die individuellen Standortbedingungen und Anbauerfahrungen berücksichtigt werden, um eine optimale Kulturführung und Ernte zu erreichen.

strong>Ambassador bleibt vor allem als sehr frohwüchsige Sorte für späte Aussaattermine von Bedeutung. Mehrjährig erzielt Ambassador allerdings nur noch leicht unterdurchschnittliche Kornerträge und geringe Ölgehalte, die sich negativ auf die Abrechnung auswirken. Die sehr frühe Reife kann dazu beitragen die Ernte zu entzerren und die genetische Schotenplatzfestigkeit erhöht zusätzlich die Ertragssicherheit. Positiv zu bewerten sind die, mittlerweile aber in fast allen Sorten vorhandene, Resistenz gegen das Wasserrübenvergilbungsvirus (TuYV) und die Rlm7-Resistenz gegenüber Phoma, negativ hingegen die geringe Standfestigkeit und scheinbar etwas höhere Anfälligkeit gegenüber Verticillium.

Ernesto KWS wäre bereits nach der Ernte 2022 fast aus der Prüfung genommen wurden, konnte in den letzten beiden Jahren aber mit guten Ertragsleistungen vor allem auf den Löss- und Lehmböden überzeugen. Diese lassen sich wahrscheinlich auch durch die RlmS-Resistenz gegenüber Phoma und die insgesamt überdurchschnittliche Blatt- und Stängelgesundheit begründen. Ernesto KWS ist etwas großrahmiger, eher für mittlere bis späte Aussaattermine empfohlen, und reift normal ab.

Daktari erzielte in den diesjährigen Versuchen vor allem im Vergleich zur Ernte 2023 sehr gute Erträge und zählt mehrjährig zu den anbaugebietsübergreifend relativ ertragsreichen Sorten. Während die Sorte im Vorjahr auch unter dem Befall mit Phoma gelitten hat, wirkte sich in dieser Saison die relativ hohe Standfestigkeit positiv auf das Ergebnis aus. Daktari ist relativ saatzeitflexibel und auch für etwas frühere Aussaattermine geeignet. Die Sorte reift etwas später ab und erzielt überdurchschnittliche Ölgehalte.

LG Activus und LG Adonis erzielten beide nach zwei guten Jahren in den diesjährigen Versuchen nur durchschnittliche Erträge, bleiben aufgrund der guten mehrjährigen Leistung aber für alle Anbaugebiete empfohlen. Die sehr ähnlichen Sorten besitzen eine TuYV- und die Rlm7-Resistenz gegenüber Phoma. LG Activus ist im direkten Vergleich etwas frohwüchsiger, aber ebenfalls bevorzugt für mittlere bis frühe Aussaattermine geeignet. LG Adonis ist tendentiell noch etwas standfester, gesünder und ölreicher mit allerdings einer etwas stärkeren Reifeverzögerung des Strohs. Beide Sorten reifen durchschnittlich ab.

PT 302 wird nach wie vor nur eingeschränkt empfohlen, obwohl die Sorte zur Ernte 2024 anbaugebietsübergreifend zumindest durchschnittliche Erträge erzielte. Die Sorte ist resistent gegenüber TuYV, be-sitzt allerdings keine direkt benannte Resistenz gegenüber Phoma. PT 302 ist eher für mittlere bis späte Aussaattermine geeignet, etwas lageranfällig und reift durchschnittlich ab.

PT 303 erzielte im ersten Prüfjahr sehr gute Erträge, konnte im letzten Jahr nicht gewertet werden und konnte in den Versuchen zur Ernte 2024 vor allem in den Niederungen nicht überzeugen. Aufgrund der insgesamt guten Resistenz- und Toleranzeigenschaften wird die Sorte weiter eingeschränkt empfohlen, allerdings bevorzugt für Betriebe, die bereits positive Anbauerfahrungen gesammelt haben. PT 303 ist eher für spätere Aussaattermine geeignet, sehr langstrohig und etwas später in der Abreife.

Vespa erzielt als relativ späte und standfeste Sorte leicht überdurchschnittliche Erträge in allen Anbaugebieten und überzeugt darüber hinaus durch eine insgesamt gute Blatt- und Stängelgesundheit. Die Sorte ist eher für frühe bis mittlere Aussaattermine geeignet. Das Stroh reift etwas verzögert ab.

Picard bleibt auch nach drei Prüfjahren nur eingeschränkt empfohlen, obwohl die Sorte in den diesjährigen Versuchen auf Löss- und Lehmböden ein sehr gutes Ergebnis erbrachte. Mehrjährig schwanken die Erträge in den meisten Anbaugebieten etwas stärker und liegen nur auf durchschnittlichem Niveau. Picard ist relativ saatzeitflexibel, eher frühreif und erzielt nur einen geringen Ölgehalt.

Humboldt erzielte in den diesjährigen Versuchen deutlich geringere Erträge als im Vorjahr, zählt damit aber immer noch zu den überdurchschnittlich ertragsreichen Sorten. Allein auf leichten Standorten kann die großrahmige und späte Sorte nicht zuverlässig überzeugen. Humboldt ist eher für frühe bis mittlere Aussaattermine geeignet, überdurchschnittlich standfest und gesund und erzielt bei hohen Kornerträgen nur einen geringen Ölgehalt.

Archivar konnte zur Ernte 2023 noch mit absoluten Höchsterträgen überzeugen, erzielte in den diesjährigen Versuchen aber nur ein stark unterdurchschnittliches Ergebnis. Die Sorte wird daher vorerst nur noch eingeschränkt empfohlen, bis die Ergebnisse der Versuche zur Ernte 2025 vorliegen. Archivar präsentiert sich ansonsten als überdurchschnittlich standfest und gesund und mit hohem Ölgehalt.

6 neue Sorten in der Prüfung

Die erst einjährig geprüften Sorten umfassen LG Ambrosius, Cheeta, Famulus, Triple, KWS Vamos und KWS Ektos. Alle wurden entweder aus der Wertprüfung oder dem nachgelagerten Bundessortenversuch in die Landessortenversuche aufgenommen. Abgesehen von Famulus erzielten diese bereits im ersten Prüfjahr mindestens leicht überdurchschnittliche Erträge. Da sich die Ergebnisse der diesjährigen Ernte aufgrund der besonderen Witterung allerdings nur schwer einschätzen lassen, benötigt es für die meisten Sorten erst ein weiteres Prüfjahr, bevor eine zuverlässige Sortenbewertung erfolgen kann.

KWS Vamos allerdings erzielte in den diesjährigen Versuchen und den vorhergehenden Wertprüfungen so überdurchschnittliche Erträge, dass dieser bereits jetzt für den Anbau zur Probe empfohlen werden kann. Die längere Sorte ist nach Angabe des Züchters relativ saatzeitflexibel, durchschnittlich standfest und gesund, etwas später in der Abreife und kombiniert hohe Kornerträge mit einen hohen Ölgehalt.

Kohlhernieresistente Sorten nur für Befallsstandorte

Da sich ein Befall mit Kohlhernie vor allem negativ auf das Wurzelsystem auswirkt, treten Schäden vor allem dann auf, wenn die Wurzelentwicklung insgesamt schlecht ist und die Pflanzen witterungsbedingt auf eine gute Wasserversorgung angewiesen sind. Auf bekannten Befallsflächen wird daher den Anbau von kohlhernieresistenten Sorten empfohlen, auch wenn diese unter Nichtbefall durchschnittlich etwas geringere Erträge erzielen und in ihren Anbau- und Qualitätseigenschaften nicht immer überzeugen.

LG Baracuda (KH)> besitzt im Vergleich zur ebenfalls kohlhernieresistenten Sorte Cromat eigentlich das etwas geringere Ertragspotential, erzielte im ersten Prüfjahr aber sowohl auf Sandböden als auch in den Mittel- und Höhenlagen etwas höhere Erträge und wird daher für diese Anbaugebiete bevorzugt empfohlen. Die Sorte ist aufgrund der schnellen Jugendentwicklung und relativ hohen Lagerneigung eher für späte Aussaattermine geeignet. LG Baracuda reift früh ab und erreicht einen geringen Ölgehalt.

Cromat (KH) erzielte als zweite kohlhernieresistente Sorte auf Löss- und Lehmböden durchschnittlich bessere Erträge als LG Baracuda und scheint im Vergleich deutlich standfester und etwas gesünder. Die Sorte ist ebenfalls eher für späte Aussaattermine geeignet.

Als mögliche Alternative für frühe Aussaattermine kann nach wie vor die Sorte LG Alledor (KH) genannt werden, die bis zur Ernte 2023 in den nordrhein-westfälischen Landessortenversuchen geprüft wurde. Die Sorte erzielt ebenfalls nur unterdurchschnittliche Erträge und ist im Vergleich zu den vorgenannten Sorten später in der Abreife, relativ standfest und gesund.

Ausblick

Der Anbau von Winterraps bleibt vor allem in getreidebetonten Fruchtfolgen und erst recht bei reduzierter Bodenbearbeitung ein wichtiges Element des Integrierten Pflanzenbaus. Kaum eine andere Kultur hinterlässt für das meist nachfolgende Wintergetreide eine so gute Bodenstruktur und trägt gleichzeitig zum Management von Unkräutern, Krankheiten und Schädlingen bei. Allerdings ist der Winterraps selbst trotz zunehmend gesunder Sorten nach wie vor auf einen angepassten Pflanzenschutz- und vor allem Insektizideinsatz angewiesen, um wirtschaftliche Erträge zu erzielen. Die europaweit schlechte Ernte hat zumindest dazu beigetragen, dass sich die Markt- und Vorkontraktspreise positiv entwickelt haben und der Anbau für die nächste Saison insgesamt wieder an Attraktivität gewinnt.



Published: August 23, 2024

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