In Deutschland wird derzeit auf rund 1,3 Mio. Hektar Raps angebaut. Diese Fläche ist fast so groß wie Schleswig-Holstein. Die Ertragsleistung im Ölfruchtanbau insgesamt hat sich von 1990 bis heute fast verdoppelt, ein Zeichen für den bislang erzielten enormen Zuchtfortschritt. Derzeit sind 68 Winterrapssorten in Deutschland vom Bundessortenamt für den Anbau zugelassen. Hinzu kommen zahlreiche über den gemeinschaftlichen Sortenkatalog der EU vertriebsfähige Sorten. Das summiert sich laut einer aktuellen Marktforschung auf 141 verschiedene Sorten, auf die deutsche Landwirte zurückgreifen können. Seit fünf Jahren hat sich auch Bayer erfolgreich als Rapssaatgutanbieter auf dem deutschen Markt etabliert und konnte den Kunden in dieser Zeit jedes Jahr eine neu zugelassene Winterrapssorte anbieten. Zur Aussaat 2015 gehörte Bayer zu den klaren Gewinnern auf dem deutschen Rapssaatgutmarkt. Das spricht für das Ertragspotential und die hohe Akzeptanz der modernen Sorten. Das Unternehmen baut dabei auf umfassende, weltweite Erfahrungen. In den USA und in Kanada ist Bayer bei Sommerraps bereits seit vielen Jahren Marktführer.
Raps - eine vielseitige Kultur
Der Sommerraps hat in Deutschland nur eine untergeordnete Bedeutung. Daran wird sich auch zukünftig nichts ändern. Denn die erzielbaren Erträge im Winterrapsanbau sind unter deutschen Klimaverhältnissen deutlich höher als im Sommerrapsanbau. Aber nicht nur das Ertragspotential der heutigen Winterrapssorten, sondern auch der hervorragende Vorfruchtwert des Rapses für die Folgekultur trägt maßgeblich zur Rentabilität des Rapsanbaus bei.
Für die kommende Ernte zeichnet sich wieder eine vergleichsweise hohe Attraktivität dieser Kultur ab. Gerade erst hat die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanten (UFOP) mitgeteilt, dass die Nachfrage nach Raps auch in der kommenden Saison 2016/17 hoch sein dürfte.
Vier Pluspunkte für Raps:
1. Ackerbaulich ist die Kultur als Vorfrucht für hohe Weizenerträge ein echter Gewinn. Als frühräumende Blattfrucht ist Raps aus vielen Fruchtfolgen nicht mehr wegzudenken. Neue frohwüchsige Sorten mit einer guten Winterfestigkeit werden mit Blick auf die Novellierung der Düngeverordnung weiter an Bedeutung gewinnen.
2. Vor rund zwanzig Jahren noch fast unbekannt in hiesigen Küchen hat sich das Öl der Rapspflanze mittlerweile zum meistverwendeten Speiseöl entwickelt. Mit 41,1 Prozent Marktanteil liegt es weit vor Sonnenblumenöl und noch viel deutlicher vor Olivenöl. Seit Jahren ist Deutschland hinter China der weltweit zweitgrößte Produzent von Rapsöl.
3. Zur hohen Nachfrage nach Raps an den Rohstoffmärkten trägt in großem Maße auch der Einsatz von Rapsöl als Kraftstoff bei. 2014 wurden in Deutschland über 1,4 Millionen Tonnen Rapsöl (Gesamternte: 6,2 Mio. Tonnen) für die Produktion von Biodiesel oder als reiner Rapskraftstoff verwendet. Damit wurde die gleiche Menge Mineralöl und rund 50 Prozent der von ihm verursachten Treibhausgase eingespart. Raps ist somit flächenmäßig die wichtigste Energie- und Industriepflanze in Deutschland.
4. Das sogenannte Rapsextraktionsschrot, ein bei der Ölherstellung entstehendes Nebenprodukt, hat sich zu einem wichtigen Futtermittel entwickelt und gewinnt als heimischer Rohproteinlieferant in der Tierernährung zunehmend an Bedeutung. 2014 wurden in Deutschland vier Millionen Tonnen Rapsschrot als Futtermittel verbraucht. Das bedeutet eine Verdoppelung in nur zehn Jahren. 2015 verfütterten deutsche Landwirte erstmals knapp mehr Raps- als Sojaschrot.
Unbestritten sind der Klimawandel und die wachsende Weltbevölkerung, die ernährt und mit Energie versorgt werden muss, die großen Herausforderungen der Landwirtschaft von heute und morgen. Für die Rapszüchtung heißt dies, dass die wichtigsten Zuchtziele Ertrag und Ölgehalt weiterhin von großer Bedeutung sein werden. Darüber hinaus wird die Stresstoleranz der Sorten und damit ihre Fähigkeit, Wetterextremen zu trotzen, weiter in den Fokus rücken. Die Züchter haben zudem das Thema Ressourceneffizienz fest im Blick. Neben der aktuell viel diskutierten Stickstoffeffizienz sind die Wasser- und Photosyntheseeffizienz langfristig wichtige Stellschrauben, um den Rapsanbau attraktiver zu machen. Der Klimawandel wird das Spektrum der Schädlinge und pilzlicher Erreger beeinflussen. Entsprechend rücken Fragen der Sortenresistenz verstärkt in den Fokus.
Erträge - zukünftig auch Proteinertrag und Trockenmasseertrag von Bedeutung?
Durch eine kontinuierliche züchterische Verbesserung der Sorten lassen sich das theoretische und das tatsächlich im Feld erreichte Ertragspotential der Sorten noch deutlich steigern. Neben dem Korn- und Ölertrag werden zukünftig möglicherweise der Proteinertrag sowie der Trockenmasseertrag dazu herangezogen, den Gesamtpflanzenertrag zu beurteilen. Da die Ressourcen immer knapper werden, wird es zunehmend wichtiger, die Kulturpflanzen optimal zu nutzen. Neben dem Öl könnte deshalb auch das Rapsprotein aufgrund seiner hohen biologischen Wertigkeit neben der Tierernährung auch für die Humanernährung interessant werden.
Neue Forschungsschwerpunkte
Noch aber haben neben dem Ertragspotential die agronomischen Parameter für die Rapszüchter oberste Priorität. Wichtige ertragssichernde Merkmale sind beispielsweise die Kohlhernieresistenz und Schotenplatzfestigkeit. Kürzlich konnte Bayer auf dem kanadischen Markt mit der Einführung einer besonders schotenplatzfesten Sorte völlig neue Maßstäbe in Sachen Schotenplatzfestigkeit setzen. Den Forschern ist es gelungen, Sorten zu entwickeln, die über deutlich stabilere Schoten verfügen und dem Landwirt somit eine größere Flexibilität bezüglich des Erntezeitpunktes und mehr Sicherheit bei unvorhergesehenen Witterungsereignissen bieten. Nach der erfolgreichen Einführung in Kanada arbeiten die Züchter nun intensiv daran, für den europäischen Markt Winterrapshybriden mit einer vergleichbar guten Schotenplatzfestigkeit zu entwickeln. Neue Sorten könnten dem Landwirt somit eine maximale Erntezeitflexibilität und besten Schutz vor ungewollten Ausfallverlusten bieten.
Rapsanbau in Deutschland – gute Marktaussichten
Raps genießt wegen der Summe seiner positiven Eigenschaften eine hohe Akzeptanz bei Landwirten und in der Gesellschaft. Trotz Beizverbot ist es den Landwirten gelungen, in den letzten beiden Jahren zufriedenstellende Ernten einzufahren. Die Vorfruchtwirkung von Raps vor Winterweizen ist ungeschlagen. Und die vielseitigen Nutzungsmöglichkeiten bescheren dieser Kultur vergleichsweise stabile bis gute Marktverhältnisse. Verbesserte und auf gezielt auf Standort und Nutzung gezüchtete Sorteneigenschaften tragen dazu bei, die bedeutende Rolle des Rapsanbaus langfristig zu sichern.