Maintal, Germany
January 14, 2014
- Weltweit höhere Endbestände
- Kassamarkt ruht weiter im Winterschlaf
Unerwartete Nachrichten aus dem amerikanischen Landwirtschaftsministerium führen zu ebensolchen Reaktionen an der Börse. So geschehen am letzten Freitag, als die neue Ernte- und Bestandsschätzung (USDA-Bericht) veröffentlicht wurde. Während bei Mais und Sojabohnen Analysten mit ihrer Vorabschätzung zum Bericht richtig lagen, tischte dieser beim Weizen am späten Freitagnachmittag Neues auf!
Die "nicht bedachte" Erhöhung der weltweiten Weizenlagerbestände hat wie eine Bombe eingeschlagen. Unterm Strich wachsen die Endbestände um rund 2,5 Mio. t auf 185,4 Mio. t. Ausschlaggebend für diese Veränderung ist die Steigerung der weltweiten Weizenproduktion (plus 1,2 Mio. t) und ein verminderter Konsum. Mehr produziert haben sollen China und Russland, weniger verbraucht die EU. In den USA wurden die Weizenendbestände auf 16,5 Mio. t erhöht (Vormonat 15,6 Mio. t). Auf der anderen Seite konnte die europäische Union ihre Exporte um eine weitere Mio. im Vergleich zum Vorjahr steigern.
Wie sicher diese "Bewertungen" besonders die Bestände in Russland und dem Reich der Mitte sind, steht auf einem gesonderten Blatt. Entscheidend bleibt eine weltweit gute Versorgung mit Weizen, die für etwa 96 Tage ausreichend ist. Die heftige Börsenreaktion in Chicago (CBOT) vom Wochenende ist wohl auf den berühmten Tropfen hin erfolgt, der ein Fass zum Überlaufen bringt. Zwischenzeitlich wurden die Weizennotierungen auf ein 3,5 Jahrestief gedrückt. Schon zu Beginn dieser Woche erfolgt eine Gegenreaktion mit positiven Vorzeichen. Rohstoffanalysten von der Commerzbank gehen ohnehin davon aus, dass die Weizenkurse wieder Erholungspotenzial haben. In den USA soll die Weizenfläche zur kommenden Saison um drei Prozent reduziert werden, was für ein vermindertes Angebot spricht. Strategisch betrachtet ist der Marktpessimismus, der sich in einem hohen Anteil von Nettoshortpositionen widerspiegelt, ohnehin schon so hoch, dass eine Gegenreaktion fällig erscheint.
Auch an der europäischen Börse (Nyse, Euronext) hat sich die Stabilität, die von kontinuierlichen Exporten Richtung Nordafrika (Algerien, Ägypten und Marokko) sowie dem Iran genährt wurde, besänftigt. Die Kurse sind seit letzter Woche unter das Niveau von 200 €/t gerutscht.
Den deutschen Kassamarkt beruhigt die Abwärtsbewegung der Notierungen den Markt weiterhin. Am Hamburger Hafen werden lediglich Altkontrakte abgewickelt. Gerste wandert statt in den Export "zurück Richtung Veredlungsregionen" (189 €/t fko). Weizen liegt fko Hamburg zwischen 198 bis 200 €/t. Auch in Mitteldeutschland will "keiner eine Riesennummer drehen". Weizen wird fko Magdeburg um 190 €/t beboten (ab Sta 185 bis 187 €/t). In Bayern besteht Kaufinteresse für A-Weizen um 180 und B-Weizen um 177 €/t. Auf den Höfen bleibt die Ware vorerst liegen, meinen Händler und schätzen den Gesamtanteil bayerischer Lagerware aus der Ernte 2013 auf rund 40 Prozent. Für die Ernte 2014 wird in Bayern 170 bis 175 €/t Weizen ab St. geboten. Ein Licht am Ende des Preistunnels ist vorerst für die Erzeuger nicht abzusehen.
Brigitte Braun-Michels