Maintal, Germany
October 14, 2013
- Weizen- und Maiskurse driften auseinander
- Körnermais wird in Deutschland siliert
Hüben wie drüben laufen die Weizennotierungen seit Oktober in einem stabilen Trend. Zum Ende der Woche war Weizen in Chicago (CBOT) mit fast 7 USDollar je Scheffel sogar das stärkste Glied in der Kette und notierte auf dem höchsten Niveau seit über drei Monaten. An der Pariser Matif (Nyse, Euronext) steht die Zielmarke von 200 €/t kurz davor geknackt zu werden. Kann dieser Trend anhalten?
Am internationalen Markt werden die Weizenpreise von einer robusten Nachfrage aus China und Brasilien unterstützt. Außerdem wird die russische Weizenernte wegen Ernteverzögerungen in Sibirien von 54 auf 50 Mio. t reduziert (VJ 38 Mio. t). Für die kommende Saison zeichnet sich aus dem Schwarzmeerraum eine geringere Weizenernte ab. Agraranalysten vor Ort berichten von Aussaatverzögerungen. In der Ukraine wird der Anbaurückgang gegenüber dem Vorjahr deshalb auf 17 Prozent geschätzt. Die Kurse an der Pariser Matif profitieren von einem anhaltend hohen Exportvolumen aus dem Mittelmeerraum und Südostasien sowie anhaltendem Interesse der Verarbeiter.
Im Vergleich zu den Maispreisen klafft das Niveau immer deutlicher auseinander. Die Maisnotierungen sind in den letzten Wochen auf ein Dreimonatstief gefallen und dürften bei laufender Ernte in den USA vorerst auch nicht auf die Füße kommen. An der Pariser Matif dümpeln die Notierungen um 160 bis 175 €/t vor sich hin. Versucht man die Preissituation charttechnisch zu analysieren, fällt auf, dass das Verhältnis der Weizen- zu den Maispreisen auf 1,6 auseinander gedriftet ist. Das lässt zwei Schlussfolgerungen zu: Bleibt der Maispreis weiter unter Druck und die Weizenpreise anhaltend stabil, dürften die Mischer Weizen durch Mais ersetzen. Das würde die Weizenpreise "runter holen". Wird Mais nach der Ernte wieder teurer, könnten auch die Weizenpreise ihren stabilen Trend fortsetzen. Sollten sich die Gerüchte bestätigen, dass die Amerikaner ihre Ethanolverarbeitung reduzieren, könnten die Maiskurse mit Weizen im Gefolge weiter unter Druck kommen.
Am deutschen Kassamarkt sind die Angebote aus Sicht der Landwirte uninteressant. Weizen wird in Mitteldeutschland unter 185 €/t franko (frei Lager) gesucht. Die Erwartung der Landwirte liegt bei 190 €/t. Die Kaufangebote für Körnermais in Mitteldeutschland liegen bei 175 €/t ex Ernte franko. Die "Wünsche" der Abgeber bei 190 €/t. Handelsbeteiligte in Deutschland gehen davon aus, das Körnermais vorab siliert wird, weil die Rechnung der Erzeuger bei zusätzlichen Trocknungskosten nicht aufgeht. Vorerst fließt Ware aus Tschechien und Co. nach Deutschland. Sollte der Zufluss abbrechen, dürften sich auch die Maiskurse vor Ort wieder stabilisieren. Dafür gibt es erste Anzeichen.
Vorerst lässt sich kein neuer Preistrend für die Getreidekurse ausmachen. Analysten gehen zwar davon aus, das die Preistiefs mit 180 €/t beim Weizen gemacht wurden. Inwieweit die Luft für eine weitere Preiserholung nach oben ausreicht, ist aber zum jetzigen Zeitpunkt nicht absehbar. Vorerst sorgt Mais aufgrund der Erntesituation für Preisdruck und neue Erkenntnisse über die Ernte 2014 gibt es erst nach den Wintermonaten. Sollte Mais in Europa knapp werden, sind regionale Impulse denkbar. Erzeuger, die auf Nummer sicher gehen wollen, sollten bei Weizenkursen über 180 €/t ab Hof die Tür für eine Teilvermarktung nicht gleich zuschlagen.
Brigitte Braun-Michels